Was ist Bindungstrauma?

Was sind der Auslöser für Bindungstrauma?

Als Kind brauchen wir eine sichere, stabile und liebevolle Beziehung zu unseren Hauptbezugspersonen, um uns gesund zu entwickeln.

Ist das dauerhaft nicht gegeben, dann entsteht ein Bindungstrauma.

Welche Formen von Bindungstrauma gibt es?

Je nach Missverhältnis können verschiedene Bindungstrauma-Formen entstehen, zum Beispiel:

- Autonomie-Trauma: Die Bezugsperson hat die Freiheit entzogen

- Verlust-Trauma: Die Bezugsperson war (emotional) nicht ausreichend verfügbar oder hat sich abweisend und emotional kalt verhalten

- Unsicherheits-Trauma: Die Bezugsperson hat sich inkonsistent, unberechenbar oder widersprüchlich verhalten

Es können auch verschiedene Bindungstrauma-Formen parallel bestehen

Wie lösen Eltern beim Kind Bindungstrauma aus?

Es gibt viele verschiedene Verhaltensweisen, die auf Dauer zu einem Bindungstrauma beim Kind führen. Zum Beispiel:

- emotionale oder psychische Vernachlässigung

- emotionaler oder psychischer Missbrauch

- chronische Kritik, unrealistische oder übersteigerte Erwartung

- zu wenig Lob und Anerkennung

- unberechenbares oder ambivalentes Verhalten, mangelnde Beständigkeit, Chaos, Unvorhersehbarkeit

- Mangel an liebevoller Zuwendung oder Aufmerksamkeit

- Verlust eines Elternteils durch Trennung oder Tod

- dauerhafte (z.B. sozioökonomische) Instabilität

- permanente Konflikte, Streit oder (physische, psychische oder emotionale) Gewalt in der Familie

- Eltern mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen

- Überbehütung oder übersteigerte Kontrollausübung

- Bindungstrauma der Eltern (keine ausreichende Bindungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kontaktfähigkeit)

- schwere Krankheit oder Behinderung der Eltern

- Isolation oder Ausgrenzung

- Mangel an Sicherheit (körperlich, finanziell, emotional)

- Einsatz von Manipulation (z.B. Schuld, Liebensentzug, Aufmerksamkeitsentzug, Beschämung, Angst, emotionale Erpressung) als Erziehungsmittel

- mangelnde Grenzsetzung, keine Spiegelung der Emotionen (Ignorieren, Totstellen)

- unklare und widersprüchliche Regeln

- Suggestion von Wertlosigkeit und Minderwert

- Ungerechtes Verhalten (z.B. Geschwister besser behandeln)

- Unterlassen von Spiegelung oder positivem Zuspruch / Lob

- fehlende Unterstützung

- Persönlichkeitsstörung eines Elternteils (Borderline-Syndrom, Narzissmus, …)

- u.v.m

Wie zeigt sich ein Bindungstrauma im Erwachsenenalter?

Dafür gibt es viele Hinweise. Die häufigsten Symptome sind:

- keine Beziehung zu haben oder keine zu wollen

- harmonische Beziehungen sind nicht möglich

- Einsamkeit, Isolation, Alleinsein

- Flucht in Social Media, Schlafen, Alkohol, Zigaretten, Marijuhana, usw.

- toxisches Bindungsmuster / den "falschen Partner" anziehen

- eigene Bedürfnisse nicht kennen oder nicht kommunizieren können

- Scham und/oder Schuldgefühle, ohne eine objektive Entsprechung oder in einem unverhältnismäßigen Maß

- keinen Zugang zu bestimmten Gefühlen (z.B. Wut, Hass, Trauer), obwohl angebracht

- Gefühle in anderen nicht ertragen können (z.B. Wut, Aggression oder Traurigkeit)

- Angst davor manipuliert zu werden

- die Fehler ausschließlich bei sich selbst suchen

- sich als hässlich ansehen, obwohl man es objektiv nicht ist

- starke Verlustangst, ohne, dass es dafür ausreichend Indizien gibt

- Bindungsangst - Angst vor "zu viel Nähe"

- Angst, dass ein Partner die eigene Freiheit einschränkt

- Impulsivität, Aggressivität

- Kritikunfähigkeit

- Es ist kein dauerhafter unverzerrter und unblockierter Kontakt auf allen drei Verbindungsebenen möglich:
Körperebene (Kuscheln, Sex, körperliche Nähe)
Geistige Ebene (Gedankenaustausch, Sprechen, Zuhören)
Gefühlsebene (Herzoffenheit, alle Gefühle kommunizieren, alle Gefühle neutral hören können)

- zu viel und zu schnell vertrauen oder das Gegenteil: Vertrauensaufbau ist nicht möglich

- nicht authentisch sein können (mit "Maske" in den Kontakt gehen), nicht zeigen, wie man sich fühlt

- nur oberflächliche Kontakte, keine Tiefe

- häufig wechselnde Partnerschaften

- "Fehlerzoom" beim Kennenlernen

- den eigenen Körper ablehnen

- narzisstisches, egozentrisches oder egoistisches Verhalten

- dysreguliertes Nervensystem (permanent Angst oder Depression, kleine Auslöser reichen aus, hypersensibel)

- emotionale Instabilität oder gar kein Zugang zu Emotionen

- chronische Selbstzweifel, geringes Selbstwertgefühl

- Selbsthass, Selbstkritik, negativer Self-Talk

- Flucht und Rückzug bei emotionaler Verletzung (Defensivreaktion)

- andere manipulieren (z.B. um einen Vorteil zu bekommen oder um nicht verlassen zu werden)

- Lügen, Betrügen, Ausnutzen

- ständige Konflikte

- Schwierigkeiten mit täglichen Routinen, Umsetzen von Zielen

- kein klares Selbst-Bild (Selbst-Struktur) / Dissoziation

- Pessimistische Lebensansicht

- Schlafstörungen, Albträume, oberflächlicher Schlaf

- Esstörungen, Neigung zu Suchtverhalten

- People-Pleasing, Angst vor Konflikten

- starkes Misstrauen oder starke Eifersucht in der Partnerschaft ohne ausreichende Entsprechung

- übertriebenes Kontrollbedürfnis, Angst vor Kontrollverlust

- die Kontrolle über Nähe und Distanz nicht aus der Hand geben wollen

- Widerstand gegen Absprachen, Vereinbarungen und Verbindlichkeit in Beziehungen

- Das bestehen auf vertragsartige Beziehungskonstrukte

- Schwierigkeiten, sich zu entspannen, körperliche Verspannung

- Sexuelle Blockaden

- phasenweise Gefühle von innerer Leere, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Fruststration oder Ohnmacht

- Unfähigkeit Freude oder Glück zu empfinden

- Schwierigkeiten Liebe auszudrücken

- sich oder den Körper nicht fühlen können

- dauerhafte Angst davor in einer Beziehung emotional verletzt zu werden

- Neigung / Hang zu dramatischen / toxischen Beziehungen, Suchtverhalten in Beziehungen

- Schwierigkeiten Hilfe und Unterstützung anzunehmen

- Vermeiden von Verantwortung

- Schwierigkeiten sich von den Eltern oder Ex-Partner abzunabeln

- extremes Bedürfnis nach Bestätigung und Zuspruch

- "sich in Beziehungen verlieren" / Autonomie (Eigenständigkeit) nicht ausleben können oder wollen

- das Gefühl immer wieder von anderen Menschen enttäuscht zu werden, hohe Erwartungshaltung an das Verhalten anderer

- Tendenz zur Selbstsabotage

- Mangel an klaren Lebenszielen und der Motivation für die Umsetzung

- Verwendung von Ironie, Sarkasmus und Humor als Schutzstrategie

- "Door-Mat-Syndrom": sich von anderen alles gefallen lassen und sich nicht wehren können

- chronische Überforderung

- Schwierigkeiten damit im Mittelpunkt zu stehen oder Augenkontakt zu halten (Scham)

- Erythrophobie (Angst vor dem Erröten)

- Angst (bestimmte) Gegenstände anzufassen oder von (bestimmten) Menschen angefasst zu werden

- Zwangshandlungen

- Angst davor "durchschaut" zu werden (z.B. Schwäche, Scham, ...) wie man wirklich ist

- Wahrnehmungsverzerrung

- Neigungen anderen Menschen die Schuld am eigenen Empfinden zu geben

- ständig das Gefühl ungerecht behandelt zu werden

- Vermeiden von langfristigen Plänen, vermeiden von Fortschritt und Veränderung

- emotionale Themen vermeiden

- Angst in Beziehung die Freiheit zu verlieren

- Neigung zu Polyamorie / freier Liebe

- sich mit anderen vergleichen

- Sehnsucht nach "einem anderen Leben"

- Sozialphobie, Angst vor fremden Menschen

- existenzielle Ängste

- übermäßiger Stolz / Arroganz (um Schwäche und Scham zu verdecken)

- schnell verletzlich / dünnhäutig - Hochsensiblität

- andere Menschen ignorieren / "ghosten", aus Kontakt flüchten

- passive Aggressivität, Neigung zum Kritisieren / "Meckern" / Beschweren

- nur über Stellvertreter in den Kontakt gehen können (z.B. über Krankheiten reden, Lästern, Geschenke, Sexualität, usw.)

- Kontakt, Bindung und Beziehung als sinnlos ansehen

- sich “ich sich selbst verlieren” (Körperkult, Gedankenkreisen, spirituelle Flucht, Fanatismus, Flucht in Arbeit oder Sport)

- Externalisierung von echtem Kontakt zu Menschen (Haustiere vermenschlichen, spirituelle Gurus anbeten, Kontakt zu Geistwesen, geistige Entitäten kontaktieren, usw.)

- Helfersyndrom

- emotionale Kälte oder Härte

- grundsätzliche mangelnde Wehrhaftigkeit / Durchsetzungskraft

- Kontakt und Bindung grundsätzlich als gefährlich eingestufen

Reinszenierung des Bindungstraumas

Ein Bindungstrauma zieht im Verlauf des Lebens zwangsläufig weitere bindungstraumatische Erfahrungen an. Das nennen wir Reinszenierung.

Häufige traumatische Folgen sind:

  • toxische Beziehung(en)

  • narzisstischer / emotionaler Missbrauch

  • Gewalterfahrung(en)

  • Verlassenwerden nach emotionaler Abhängigkeit

  • Vertrauensmissbrauch, belogen werden, betrogen werden

  • Burn-Out

  • Krankheitsdiagnosen

  • Einsamkeit / Isolation

  • Beziehungslosigkeit

  • u.s.w.

Mehr zur Reinszenierung von Bindungstrauma erfährst du hier.


Wie können wir ein Bindungstrauma heilen?

Geeignet dafür ist eine Methode, die das Bindungstrauma direkt adressiert. Zum Beispiel die Deep-Connect-Methode: