Was ist Trauma?

Was ist ein Trauma eigentlich genau? Wie entsteht es? Und warum überhaupt?

Das erkläre ich heute in diesem Artikel.

Defintion von Trauma

Das Wort “Trauma” stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet “Wunde”.

In der Medizin wird ein von Außen induziertes Verletzungsgeschehen entsprechend auch als Trauma bezeichnet.

Wir beziehen uns hier natürlich auf ein emotionales, seelisches, mentales bzw. psychologisches Trauma.

Ein Trauma ist eine seelische Verletzung die entsteht, wenn wir einer in unserer Wahrnehmung überwältigenden Bedrohung eines unserer Grundbedürfnisse ausgesetzt waren:

  • das Leben

  • die Freiheit

Entweder in einem singulären Moment (Schocktrauma) oder wiederholt, bzw. dauerhaft über einen längeren Zeitraum (Stresstrauma, Bindungstrauma, Entwicklungstrauma…)

Warum entsteht ein Trauma überhaupt?

Ob wir ein Trauma davontragen hängt von der Situation, unserer Wahrnehmung und unserer emotionalen Kapazität ab.

Ein Trauma ist eine Schutzreaktion des Körpers. Es handelt sich um eine Adaption an die Umwelt. Man könnte auch sagen, um eine eine Konditionierung.

Wenn wir als Kind aus Versehen auf eine heiße Herdplatte gefasst haben, dann speichert sich dieser Vorfall im Nervensystem ab. Wir werden ein Leben lang darauf aufpassen, dass wir uns nicht wieder an einer Herdplatte verbrennen.

Denn eine starke Verbrennung ist potentiell lebensgefährlich und das Nervensystem installiert quasi ein automatisiertes Programm, welches uns davor beschützen soll.

Dieses unterbewusste Programm reagiert schneller (etwa 100x) und zuverlässiger als der bewusste Verstand.

Wenn auf der Autobahn zum Beispiel ein Auto vor uns eine Vollbremsung macht, dann werden wir ohne Zutun des bewussten Verstandes ebenfalls voll auf die Bremse drücken. Denn das wurde in der Fahrschule konditioniert.

Genauso funktioniert Trauma. Wir haben etwas (für uns in diesem Moment) Gefährliches erlebt und das System konditioniert uns darauf, dass das nicht wieder passiert.

Das klingt doch erst einmal gut und sinnvoll?! Nicht unbedingt. Denn der Schutz geht mit teilweise schweren Nebenwirkungen einher, die wir in der Psychologie als Traumafolgestörung bezeichnen.

Das können beispielsweise psychische Schwierigkeiten, Beziehungsprobleme, Einschränkungen im Leben oder körperliche Symptome sein.

Dazu kommt, dass wir den (vermeintlichen) Schutz, den das Trauma bieten soll, meistens gar nicht mehr brauchen.

Also Übererregbarkeit, Ängstlichkeit, Rückzug, manipulatives Verhalten, Betäubung… das alles soll uns schützen. Aber tut es das wirklich?!

Oft stammt Trauma aus der Kindheit. Und wir haben den Schutz als Kind wirklich einmal gebraucht.

Aber brauchen wir ihn heute auch noch?

In aller Regel nicht. Und dann können wir Trauma gut und gerne überwinden. Denn es dient uns nicht mehr zum Schutz und stellt nur noch eine Belastung dar.

Wie Trauma entsteht

Wenn wir als Kind wiederholt dazu gezwungen werden in unserem Zimmer zu bleiben, obwohl wir lieber rausgehen würden, dann ist das eine massive Bedrohung der Freiheit. Wir sind der Situation vollkommen hilflos ausgeliefert. Entsprechend entsteht ein Trauma.

Wenn wir dagegen als Erwachsener eingesperrt werden, z.B. in ein Gefängnis, dann muss nicht zwangsläufig ein Trauma daraus resultieren. Auch hier ist die Freiheit bedroht und der Mensch ist ausgeliefert, jedoch hat er eher die emotionale Kapazität damit umzugehen. Es kann ein Trauma entstehen, muss aber nicht - je nach Resilienz.

Als Erwachsener können wir die Situation anders betrachten. Wir haben eine differenziertere Wahrnehmung. Deswegen wird ein Erwachsener deutlich weniger schnell traumatisiert.

Wenn ein Baby um Hilfe schreit, dies jedoch von der Mutter nicht beantwortet wird, dann denkt das Kind instinktiv, dass es sterben muss. Es handelt sich also um eine wahrgenommene Lebensgefahr.

Das Kind empfindet Todesangst und hat keine Chance sich selbst aus der Situation zu befreien. Daraus entsteht defintiv ein Trauma.

Ein Erwachsener, der sich dem Tode nahe fühlt (z.B. durch physische Gewalt, Suizidversuch, schwerer Unfall, massive Bedrohung, Krieg…), wird höchstwahrscheinlich auch ein Trauma davontragen.

Denn auch auch hier wird die emotionale Kapazität in aller Regel überschritten, die Wahrnehmung von Lebensgefahr ist gegeben und es handelt sich um ein objektiv - aus erwachsener, differenzierter Sicht - lebensgefährliches Ereignis.

Wenn dem Kind liebevoller Kontakt fehlt, dann löst das bereits eine Todesangst aus. Denn es ist nicht alleine lebensfähig und denkt instinktiv: “Wenn meine Mama mich nicht liebt, dann wird sie sich nicht um mein Überleben kümmern.”

Du siehst also, dass ein Kind deutlich schneller traumatisiert wird, als ein Erwachsener. Denn das Kind besitzt eine eingeschränkte Wahrnehmung, ist ohne Hilfe nicht lebensfähig und besitzt wesentlich weniger emotionale Kapazität.

Viele Traumata des Erwachsenen (z.B. durch Mobbing oder Betrug in der Beziehung) beruhen auf einem vorhandenen Bindungs- und/oder Entwicklungstrauma aus der Kindheit.

Es ist meist also gar kein “neues” Trauma, sondern die traumatische Situation des Erwachsenen aktiviert das Traumamaterial aus der Kindheit.

Kindheitstrauma: Bindungs- und Entwicklungsstörung

Die häufigste Traumaform ist entsprechend das Kindheitstrauma. Wenn die Wahrnehmung entsteht, dass das Leben oder die (benötigte) Freiheit gefährdet ist, dann entsteht als Kind ein lebenslanges Trauma.

Ist Leib, Leben oder Freiheit als dauerhaft oder wiederholt gefährdet, dann sprechen wir von einem Entwicklungstrauma. Denn in der frühkindlichen Entwicklung (die ersten 6 Lebensjahre) kann das System nicht ausreichend Sicherheit entwickeln.

In der Frühkindheit ist das Gehirn besonders plastisch und demnach prägen sich traumatische Erfahrungen und das damit verbundene Schutzprogramm besonders eindrücklich ein.

Wenn die Bedürfnisse des Kindes nach sicherer Bindung (Nähe, Aufmerksamkeit, Liebe) und/oder nach Eigenständigkeit (Vertrauen, Loslassen) dauerhaft unerfüllt bleiben, dann entsteht beim Kind ein Bindungstrauma.

Dazu kannst du in diesem Artikel mehr lesen.

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Alexander Bohley

hilft Menschen aus Bindungs- und Entwicklungstrauma

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